this post was submitted on 11 Jul 2025
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Der eigentliche Fehler ist das hier:
Und das konnte man die letzten 36 Jahre lang ja auch beobachten. Immer wenn es mal um das evidente Problem mit Rechtsextremisten in Ostdeutschland ging war eine der ersten Reaktionen: "Ja, aber im Westen ist es genau so schlimm" oder irgendwas mit Treuhand. Immer war es mehr so: "Wir haben kein Problem und wenn wir eines haben, dann sind die anderen schuld".
Wenn die Gesellschaft nicht mitzieht, weil die saubere Fassade wichtiger ist als das Problem oder weil man das Problem bewusst ignoriert, dann haben engagierte Demokraten, die es natürlich auch gibt, keine Chance.
Joa, ich lebe im Osten. Mehrere Dinge können gleichzeitig stimmen.
Und ich wage zu behaupten, den meisten Menschen ist das hier durchaus bewusst. Man sollte halt gucken, warum haben wir einen wirtschaftlich schwächeren Teil von Deutschland und wie päppelt man den wieder auf. Die AfD hilft da defintiv nicht, aber sie verkaufen sich halt so.
Wir haben in Deutschland viele wirtschaftlich schwächere Teile, wenn die alle dieselbe Aufmerksamkeit bekämen wie Osten, wäre ich dabei. Aber erstens würde ich uns mittlerweile attestieren, dass wir offensichtlich nicht wissen, wie man vom Sozialismus verödete Landstriche wieder aufpäppelt und zweitens habe ich irgendwie mein Problem damit Faschoverhalten mit extra Subventionen zu belohnen.
Das beste, was man für viele Leute dort machen kann, ist ein Gutschein für den Umzug herausgeben.
In denen es entsprechend starke Naziszenen gibt, z.B. Dortmund. Dabei ist die AfD aber auch in vielen Villenvierteln sehr beliebt.
Meinst du wirtschaftlich oder medial? Medial scheint man ganz glücklich darüber zu sein, dass man die Naziprobleme in Deutschland auf den Osten abschieben kann. Wirtschaftlich muss man Förderungen auch gegenüber Einnahmen und Subventionen für ansässige Unternehmen stellen. Z.B. wurde die Kohgleindustrie im Ruhrpott sehr lange mit Subventionen zugeschüttet, dass sich Bayern massig Infrastrukturfinanzierung zuschanzt ist bekannt...
Hier kommt eben wieder das Problem der Treuhand und der erzwungen Währungsreform zum Zug. Die DDR wurde wirtschaftlich bewusst zerschlagen und das Tafelsilber den Freunden von Kohl & co. im Westen zugeschanzt. Es fehlte seit jeher am Willen, die "neuen" Bundesländer nachhaltig zu entwickeln.
Damit wird dann eben sichergestellt, dass die Nicht-Faschos weiter an Boden verlieren. Der Artikel geht doch darauf ein, dass sie sich dort in dem Vakuum ausbreiten konnten, was durch die Politik und fehlende Zivilgesellschaft geschaffen wurde.
Und woran willst du festmachen, dass "die Guten" umziehen? Damit verstärkst du die Probleme letztlich auch nur, während an anderen Stellen, z.B. den überfüllten Großstädten dann die Probleme wie Mietpreise und verdrängung weiter steigen. Und auf der Basis breitet sich der Faschismus auch in den Großstädten wieder aus.
Beides. Wirtschaftlich weil fair und medial, weil wir den politischen Diskurs komplett von dieser frustrierten Truppe dominieren lassen. Was auf irgendwelchen Wahlprognoseplakaten immer krass aussieht lässt halt außer Acht, dass da kein Mensch mehr wohnt. Meine Hoffnung wäre das dann auch die Regierungspartei nicht mehr so bereitwillig AfD Punkte übernimmt.
Welches Tafelsilber war das? Das Gurkenkombinat? Und wieder bei Treuhand anzufangen wo der sozialistische Bruderstaat schon Industrieanlagen abgebaut und mitgenommen hat zeigt wieder, welchen Film man hier schiebt.
Das kann man eben nicht transplantieren und irgendwo Geld drauf zu kippen wird das Problem leider nicht lösen. Neben der wirtschaftlichen Situation sind da viele Landstriche einfach demographisch am Ende. Da kannst du noch so viele Buslinien irgendwo hin fahren lassen, darin wird keiner sitzen.
Gar nicht aber die können ja mal versuchen in Hamburg Berlin München die Diskussion zu übernehmen. Über die schwer fallen. Man kann feststellen: je dichter besiedelt desto wohlhabender, desto weniger rechts. Trotz Mietpreisen etc. Das gesparte Geld können wir dann ja in die Infrastruktur stecken an den Orten, wo noch Menschen wohnen.
Absolut, auch die Sovjiets haben sich bedient - macht es aber nicht besser, das gleich nochmal zu tun.
Und klar, teilweise standen Firmen vor dem bankrott - aber eben nur teilweise. Es gibt mehrere Beispiele von guten Herstellern, die vorallem durch die Währungsunion in Bedrängnis kamen, was für den Osten ein Crash mit Ansage war. Statt da eben mal Geld in die Hand zu nehmen um diesen Betrieben wieder auf die Beine zu helfend kam mit der Treuhand der große Ausverkauf mit so tollen Sachen wie:
Mit dem Ergebnis, dass nur 5% von den Unternehmen von Ostdeutschen übernommen wurden. Da wurden über die Jahre Schäden verursacht die den Soli übersteigen, auch weil der Hauptanteil der Unternehmenssteuern eben an den Hauptstandorten gezahlt wird, was dann ostdeutsche Gemeinden noch mehr in den Ruin treibt.
Das ganze wurde dann nie richtig aufgearbeitet, und viele Betrüger kamen mit wenn überhaupt geringen Strafen davon.
Es ist halt nur ein weiterer Teil der Misere, seit über 75 Jahren in Arbeit, aber keine Hilfe zu sehen. Man könnte ja mal klein anfangen, und so einen Blödsinn wie unterschiedliche West/Ost-Tarifverträge verbieten. So etwas hätte es nicht geben dürfen.
Welche Fabriken und Industriebetriebe wurden in den Westen verschifft?
Das machst du in Ost wie West nicht, weil da irgendwas zu retten ist, sondern weil die Verbindlichkeiten größer sind, als die Werte. Siehe Mannesmann.
Wo? Die Beispiele die ich kenne: Eigentumstitel an Grundstücken wurden vom Ost-Staat nicht übertragen, weil ideologisch nicht gewünscht, entsprechend behielten Westler Titel am Eigentum im Osten mit erwartbarem Streit bei Wiedervereinigung.
Auch hier wieder: Wenn ich hier wertvolle Produktionskapazitäten bekomme wäre das irrational. Die Republik hat sich schließlich grad vergrößert, es gab insbesondere bei Konsumgütern einen regelrechten Nachfrageboom. Fabriken schließen die gutes Zeug wirtschaftlich produzieren wäre dumm.
Das handeln halt auch Ost-Gewerkschaftler mit aus. Im Sinne von Standortvorteile bewahren.
sehr eingeschränkte Sicht auf die Tatsachen der Wiedervereinigung. Solche abschätzende Sprache hilft hier definitiv nicht.
Dann bitte, welches Tafelsilber? Patente gab es nicht, marktfähige Fabriken machste nicht einfach zu, die kannst du immernoch an irgendwen anders verkaufen, selbst wenn dir der Chef der Treuhand die für ne Mark verkauft.
Das ganze als rein wirtschaftliches Problem zu sehen ist eine typisch linksmaterialistische Analyse. Der Aufstieg der AfD hat viel mit Identität und Heimatgefühl zu tun. Die niedrige Geburtenrate und dadurch folgende Überalterung und Einwanderung haben dafür gesorgt, dass sich viele nicht mehr wohl in der eigenen Heimat fühlen. Das ist vor Allem auch eine emotionale Angelegenheit. Dazu kommt noch dass SPD und Linke die Arbeiterschicht als Wähler verloren hat. Die denkt schon immer in sozial eher konservativen Werten und fühlt sich schon lange nicht mehr abgeholt. Insbesondere wenn sie als weißer Deutscher Mann auch noch die Schuld für alle Probleme zugeschoben wird. Die Leute fühlen sich nicht gesehen. Probleme mit Einwanderung bekommen die ärmeren immer zuerst mit. Denn in ihren Viertel treiben Banden von migrantischen Halbstarken ihr Unwesen und dominieren die Schulhöfe.
Es geht nicht darum es rein wirtschaftlich zu sehen. Demographie, fehlende Zivilgesellschaft, Anschluss an das Parteispektrum, Wahrnehmung der Diskussion um Privilegien, fehlende Integrationsarbeit... All diese Probleme sind eng mit der wirtschaftlichen Situation verflochten.
Ohne Arbeit ziehen die besser ausgebildeten und besser verdienenden Weg. Ohne Leute, die Geld ausgeben können und ohne Geld in der kommunalen Kasse können keine zivilgesellschaftlichen Organisationen wie z.B. Sport- und Kulturvereine unterhalten werden. Die Lücke kann dann einfach von finanziell besser aufgestellten Nazis eingenommen werden.
Wenn man sich wirtschaftlich hängengelassen fühlt, dann nimmt man die etablierten Parteien und Diskussionen um Privilegien, die man nicht hat oder nicht sieht, entsprechend kritisch auf.
Wenn man keine Zivilgesellschaft hat, gibt es auch nichts, wo man "migrantische Halbstarke" integrieren könnte, wobei ich das Narrativ schon ablehne, weil die AfD oft da am stärksten ist, wo praktisch 99% "Biodeutsche" leben.
Stimmt so nicht.
https://www.waz.de/lokales/duisburg/article408227859/afd-hochburg-duisburg-nord-die-leute-haben-die-schnauze-voll.html
Das bestätigt doch genau, dass die wirtschaftliche Situation und das von der Politik hängengelassen Werden den Nährboden schafft. Ich habe auch nicht gesagt, dass es alle Orten sind, wo ein niedriger Anteil migrantisierter Menschen zu einer hohen AfD-Wählerschaft führt, aber es ist eben oft der Fall. Vergleiche doch mal diese beiden Karten:
https://service.destatis.de/DE/karten/migration_integration_regionen.html

https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/wahlkreisergebnisse-karte-bundestagswahl-2025-100.html
Das ist keine p=1 Korrelation, aber es passt schon ziemlich gut.