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submitted 4 months ago by srai@feddit.de to c/dach@feddit.de
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[-] notapantsday@feddit.de 21 points 4 months ago

Erst kam der Hamas-Terror, dann die israelische Reaktion.

Ohne jetzt die ganze Rede gehört zu haben, habe ich Mühe mit dieser Aussage, wenn sie denn so gemeint war dass die Hamas am Anfang dieser jetzt so dramatischen Situation steht.

Das Massaker vom 07. Oktober war ein furchtbares Verbrechen und durch nichts gerechtfertigt. Aber es ist auch nicht im luftleeren Raum entstanden. Die Hamas zieht ihre Macht aus der Verzweiflung und Wut der Palästineneischen Bevölkerung und die ist wiederum Ergebnis von jahrzehntelanger Unterdrückung und Diskriminierung durch den Staat Israel. Es gibt eine sehr lange Vorgeschichte, bei der keine Seite gut aussieht. Ich kenne keine Nahost-Expertin, die eindeutige Antworten auf Fragen wie 'wer hat angefangen' oder 'wer ist schuld' hat.

Die Eskalation war beiden Seiten willkommen - der Israelischen Regierung und der Hamas. Für das Schicksal der Zivilbevölkerung - der Gegenseite, aber auch der eigenen - scheinen sie sich nicht zu interessieren.

[-] letmesleep@feddit.de 1 points 4 months ago* (last edited 4 months ago)

Die israelischen Maßnahmen gegen die Palästinensergebiete sind aber eben auch nur eine Reaktion auf Angriffe auf Israel. Es gab 1947, 1967 und 1973 Angriffskriege gegen Israel. In der Folge hat Israel dann Gebiete besetzt um eine bessere strategische Position zu haben. Die langfristige Blockade von Gaza ist eine Reaktion auf den Raktenbeschuss.

Es stimmt zwar, dass die Hamas die Gewalt als Rekrutierungsmittel nutzt, aber sie legitimiert damit nun einmal eben diese israelische Gewalt. Natürlich führt die Gewalt zu überproportional vielen Opfern auf palästinensische Seite, aber man kann es einem Staat schlecht zum Vorwurf machen, dass die eigene Armee die eigene Bevölkerung besser schützt als die des Feindes.

Angesichts der Deutschen Geschichte hoffe ich wirklich, dass diese Eskalation endlich zu einer Lösung führt. Wir hatten in diesem Land auch eine durchradikalisierte Bevölkerung, die glaubte sich mit Gewalt gegen die Unterdrückung durch das Ausland wehren zu müssen. Aber am Ende hat die totale Niederlage, in Verbindung mit dem sehr erfolgreichen Wiederaufbau für einen dauerhaften Frieden gesorgt.

[-] luxuslurch@feddit.de -4 points 4 months ago

Es gibt eine sehr lange Vorgeschichte

Bei der du eben nicht lange genug zurück gehst, wenn du schon "kontextualisieren" willst. 1948 haben die Araber den Teilungsplan abgelehnt und einen Krieg angefangen, in dem Israel gegen alle Wahrscheinlichkeit lebend rausgekommen ist. 1967 haben die Araber wieder einen Krieg angefangen, den sie wieder verloren haben. Ebenso 1973. Dann kam als Antwort auf die Oslo-Verträge nur eine Intifada nach der anderen. Seit dem kompletten Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen hat sich nur die Hamas stärken können. Das Massaker vom 7. Oktober war mitunter das Schlimmste, was in den letzten 78 Jahren passiert ist - und es steht eindeutig in einer klaren Marschrichtung des eliminatorischen Antisemitismus.

Die Sicherheitsmaßnahmen Israels sind nichts anderes als die Reaktion auf den unbändigen Vernichtungswillen ihrer Nachbarn.

Falls dieser Kontext nicht in dein Narrativ passt, versuch es doch einfach mal ohne. Denn aus der Frage: "Wer hat am 7. Oktober wen überfallen?" ergibt sich ganz schnell die Antwort auf die Frage, wer für die jetzige Situation die Verantwortung trägt.

[-] punkisundead@slrpnk.net 11 points 4 months ago

Ist immer praktisch genau dort mit dem kontextualisieren anzufangen, wo es sich für die eigene Erzählung am besten passt.

Das Palästina in Jahren davor fremdbestimmtes Land war, das gar nicht die Möglichkeit hatte einen Staat zu gründen erwähnst du nicht. Aber auch unabhängig davon, es ist nicht okay Gebiete zu kolonialisieren nur weil dort aktuell kein Staat wie wir ihn kennen existiert.

[-] Obonga@feddit.de 5 points 4 months ago

Ja gut wenn auf einmal in deiner Heimat ein neuer Staat entsteht und du Platz machen musst ist es wirklich unverständlich wenn Konflikte entbrennen , insbesondere in einer Region welche von drei Religionen für sich beansprucht wird, haste schon recht.

[-] luxuslurch@feddit.de -4 points 4 months ago* (last edited 4 months ago)

in deiner Heimat ein neuer Staat entsteht und du Platz machen musst

Schon falsch.

Zum einen gab es keinen "palästinensischen Staat" vor 1948. Das Gebiet haben die Osmanen im 1. Weltkrieg an die Briten und Franzosen verloren, die nach und nach eigene arabische Staaten in der Region aus den Überresten gebildet haben (Irak, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, Libanon...).

Zum anderen gab es 1948 keine palästinensische Nationalbewegung, weswegen die Ablehnung der arabischen Staaten zu einem palästinensischen Staat nicht verwunderlich war. Schließlich sahen sich Jordanien und Ägypten als die rechtmäßigen Herrscher über das Gebiet. Daraus folgte, dass sie sich 1948 das Westjordanland bzw. den Gaza-Streifen einverleibt hatten. Wohlgemerkt: gänzlich unwidersprochen von jeglicher "palästinensischen Urbevölkerung".

Erst die PLO hat bei ihrer Gründung 1964 ein palästinensisches Volk herbeifantasiert. In Abstimmung mit Jordanien sah die erste PLO-Charta noch vor, dass das Westjordanland weiterhin rechtmäßig zu Jordanien gehöre - der Teil des ehemaligen Mandatsgebiets, auf dem Israel gegründet wurde, sollte das Land für die PLO sein. 1967 mussten diese Pläne dann ad acta gelegt werden...

[-] mcforest@feddit.de 5 points 4 months ago

Klingt, als wäre die Vorgeschichte doch etwas länger.

[-] luxuslurch@feddit.de 0 points 4 months ago

Das habe ich ja auch nicht bezweifelt. Aber immer, wenn jemand den 7. Oktober mit der "Vorgeschichte" "kontextualisieren" möchte, werden in Wirklichkeit nur die Rosinen gepickt.

[-] tryptaminev@feddit.de 1 points 4 months ago

Interessant dass du sagst, ein palästinensisches Volk sei herbeifantasiert worden, während die Menschen geschlossen mit gemeinsamer Kultur auf gemeinsamen Land gelebt haben. Etwas was ander als völkermordende Zionisten auch der IGH anerkannt hat.

Vergleicht man das mit der zionistischen Bewegung, die über die ganze Welt versprengt war, und sich darauf beruft, dass da vor 2000 Jahren mal Juden gelebt haben, ist der Volksanspruch der Palästinenser wesentlich besser begründet.

Besonders pikant dabei ist, dass die Palästinenser die Nachfahren ebenjener Juden sind, die damals in Palästina gelebt haben. Nur sind sie mit der Zeit überwiegend zum Christentum und Islam konvertiert.

[-] luxuslurch@feddit.de -5 points 4 months ago

Etwas was ander als völkermordende Zionisten auch der IGH anerkannt hat.

Hat der IGH eben nicht.

Vergleicht man das mit der zionistischen Bewegung, die über die ganze Welt versprengt war, und sich darauf beruft, dass da vor 2000 Jahren mal Juden gelebt haben, ist der Volksanspruch der Palästinenser wesentlich besser begründet.

Also ein über 2.000 Jahre dort lebendes Volk ist weniger autochton, als ein erst 1964 zum ersten Mal als Einheit verstandenes und von einer politischen Führung vertretenes Volk? Lustige Definition der Realität hast du da. Verstehe ich zwar nicht, aber was soll's.

[-] tryptaminev@feddit.de 3 points 4 months ago* (last edited 4 months ago)

Und das Sudetenland muss heim ins Reich geholt werden...

Die Palästinenser sind die Nachfahren der Juden, die seit jeher in Palästina gelebt haben. Die Zionisten vertreiben genau jenes Volk, dass du behauptest zu verteidigen. Und das wird damit gerechtfertigt, dass sie ihre ethnischen Wurzeln und ihr Anrecht auf ihr Land mit der Erneuerung ihres Glaubens zum Christentum und Islam verloren hätte.

Du vertrittst eine völkisch nationalistische Blut und Bodenideologie die genau wie die antisemitische Rassenlehre nur in ihren eigenen Widersprüchen existieren kann.

Deswegen sprichst du dem vom IGH nochmals explizit als Volk anerkannten Palästinensern, die Eigenschaft als Volk ab. Denn nur so kannst du die Blut und Bodenexpansion rechtfertigen. Nur so kannst du den Massenmord an den semitischen Palästinensern in einem vermeintlichen Kampf gegen Antisemitismus verklären.

Deswegen verleugnest du Holocaust-Überlebende und Jüdinenn und Juden, die sich heute gegen den Zionismus stellen. Denn diese stellen eine Gefahr dar für das Bild eines ethnisch und politisch homogenen jüdischen Volkes, dass bedingungslos hinter Israel stehen würde. Sie stellen eine Gefahr dar, weil sie die politisch imperialistischen Motive aufdecken, und sich mit den Palästinensern verbrüdern, die ethnisch ihre Cousins und Cousinen sind. Siehe

[-] RidderSport@feddit.de -2 points 4 months ago

Genial, da wird eine sachliche Diskussion geführt und du kommst um die Ecke und knallst dem einen Diskussionsteilnehmer erstmal den Vorwurf einerseits Nationalist und Antisemit zu sein vor den Kopf. Ad hominem Argumente abgeschaut bei Populisten, Chapeau

[-] tryptaminev@feddit.de 2 points 4 months ago* (last edited 4 months ago)

Dann lies dir mal seine Kommentare durch, die ich verlinkt habe, in denen er Juden in New York als "Weltuntergangssekte" verleumdet, behauptet es gäbe keine Juden, die in Deutschland für Frieden und gegen die israelische Besatzung demonstrieren und Hannah Ahrendt als eine bedeutende jüdische Denkerin ebenfalls verleugnet.

Und einem unstrittig als Volk anerkanntem Volk seine Existenz abzusprechen um ihm sein Existenzrecht verwehren zu können, ist im buchstäblichen Sinne Volksverhetzung.

[-] luxuslurch@feddit.de -4 points 4 months ago* (last edited 4 months ago)

Die Palästinenser sind die Nachfahren der Juden, die seit jeher in Palästina gelebt haben

Sagst du.

Du vertrittst eine völkisch nationalistische Blut und Bodenideologie die genau wie die antisemitische Rassenlehre nur in ihren eigenen Widersprüchen existieren kann.

Das glaube ich nicht, Tim. Aber du vielleicht mit solchen Aussagen, hm?

Die Palästinenser sind die Nachfahren der Juden, die seit jeher in Palästina gelebt haben.

[-] Random_German_Name@feddit.de 1 points 4 months ago* (last edited 4 months ago)

Die Region „Palaistinē“ wurde zum ersten mal in einem Dokument aus dem 5. Jahrhundert vor Christus schriftlich erwähnt, dieser Name leitete sich vom Assyrischen Namen „Palastu“ ab, der schon im 8. Jahrhundert v. Chr. verbreitet war und noch ältere ägyptische Quellen nannten die Bewohner der Region „Pelesat“. Es gibt also schon durchaus länger eine Palästinensische Identität, die eben alle Bewohner der Region bezeichnete. Ähnlich wie heute jeder Bewohner Hessens ein Hesse ist.

In der Bibel ist von einer Reihe von Seevölkern, den „Philistern“ die Rede, die das Gebiet der Stadtstaaten Gaza, Aschdod, Aschkelon, Ekron und Gath besiedelten.

Im laufe der Zeit „vermischten“ sich die „Philister“ mit Völkern, über die weniger bekannt ist und die in den ländlichen Regionen der Gegend lebten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war „Philister“ dann keine ethnisch „einheitliche“ Gruppe mehr, sondern eine Identität. Unter König Herodot wurde quasi der ganze Küstenstreifen von Ägypten bis zur Türkei „Syria palaistinē“ genannt.

In der Bibel werden die „Philister“ als „Andersstämmige“ bezeichnet, während das Land mit den hebräischen Begriffen „Kanaa“ oder „Judäa“ bezeichnet wurde, was darauf hindeutet das ethnische „Philister“ und Israelis zu dieser Zeit gleichzeitig in dem Land lebten.

Der Begriff „Palästinenser“ wird zum ersten mal ca. 100 n. Chr. vom jüdischen Historiker Flavius Josephus schriftlich festgehalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Palästina_(Region)#Altertum

Das die Palästinenser 1964 zum ersten mal als Volk verstanden wurden ist schlichtweg falsch. Die Philister existierten. Und falls du die Philister nicht als Vorfahren der Palästinenser anerkennst, weil sie ethnisch nicht einheitlich sind/waren:

Definition Volk:

(1) durch gemeinsame Kultur und Geschichte [und Sprache] verbundene große Gemeinschaft von Menschen

(2) Masse der Angehörigen einer Gesellschaft, der Bevölkerung eines Landes, eines Staatsgebiets

Beides traf/trifft auf die Palästinenser zu. Ein Volk muss nicht „reinrassig“ sein, um ein Volk zu sein. Ein Deutscher mit türkischen Wurzeln ist schließlich ebenso teil des „deutschen Volkes“, wie ein Deutscher, dessen Vorfahren 830 n. Chr. aus Skandinavien nach Deutschland kamen.

[-] luxuslurch@feddit.de -5 points 4 months ago* (last edited 4 months ago)

Richtig ist, dass die Römer die Region nach den Philistern genannt haben, um die dort lebenden Israeliten zu ärgern. Was ebenfalls bei dir vollkommen richtig ist:

Die Philister existierten.

Genau: existierten. Zu biblischen Zeiten. Vergangenheit.

Das macht dir nichts aus. Du denkst dir: "Da hört man tausende von Jahren nichts - und 1964 sind sie plötzlich wieder da." Du deckst wahrlich die Mysterien des Altertums auf. Warum sie (wie von mir ebenfalls erwähnt) 1948 keinen Ton von sich gegeben haben, als "die Jordanier" ihr Land besetzt haben, kannst du dann sicher auch klären?

Und falls du die Philister nicht als Vorfahren der Palästinenser anerkennst, weil sie ethnisch nicht einheitlich sind/waren:

Keine Ahnung, warum du auf völkische und rassische Argumente hier in die Diskussion reinbringst.

[-] Random_German_Name@feddit.de 2 points 4 months ago

Richtig ist, dass die Römer die Region nach den Philistern genannt haben, um die dort lebenden Israeliten zu ärgern.

Warum ist relevant, warum die Region so genannt wurde?

Genau: existierten. Zu biblischen Zeiten. Vergangenheit.

Warum existieren sie nicht mehr?

“Da hört man tausende von Jahren nichts - und 1964 sind sie plötzlich wieder da.”

Wie kommst du darauf sie wären von der Bildfläche verschwunden? Es gab zahlreiche Massaker und teilweise auch Aufstände, die entweder von Palästinensern oder gegen Palästinenser verübt wurden.

Du deckst wahrlich die Mysterien des Altertums auf.

Nö. Ich greife einfach nur auf öffentlich verfügbare Informationen zurück, durch die auch du dich bilden könntest, wenn du wollen würdest.

Warum sie (wie von mir ebenfalls erwähnt) 1948 keinen Ton von sich gegeben haben, als “die Jordanier” ihr Land besetzt haben, kannst du dann sicher auch klären?

Was meinst du mit „keinen Ton von sich gegeben“? Palästinenser haben sowohl in Milizen für die arabischen Staaten, als auch für Israel gekämpft. Hunderttausende flohen außerdem von dem Krieg und den von beiden Seiten verübten Kriegsverbrechen. Was für einen „Ton“ hätten sie sonst noch von sich geben sollen?

https://www.lpb-bw.de/geschichte-palaestinas#

Keine Ahnung, warum du auf völkische und rassische Argumente hier in die Diskussion reinbringst.

Weil du einem „Volk“ seine Identität absprichst. Du behauptest das „Volk“ der Philister würden nicht mehr existieren. Ich habe versucht zu erklären, dass sie noch existieren, da ein „Volk“ nicht ethnisch homogen sein muss, um ein Volk zu sein und die „Philister“ unter dem Namen „Palästinenser“ noch immer existieren.

this post was submitted on 21 Mar 2024
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